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Hobby 2.0: Agility, Tough Mudder oder Schneekugeln

Autor: Laura Seliger
Veröffentlicht: 25.04.2024
Aktualisiert: 25.04.2024

Sind Hobbys uncool geworden? Klassische Hobbys wie Briefmarkensammeln oder Modellbau haben sich still und heimlich aus unserer Freizeit gestohlen. Haben wir verlernt, etwas nebenher zu machen? Keineswegs – unsere Hobbys haben sich nur verändert. Heute heißen sie „Agility“ oder „Tough Mudder“. Sebastian, Isabella und Heike zeigen, wie Hobby 2.0 geht.

Hund läuft im Agility-Parcours über eine Brücke während sein Herrchen nebenher läuft.

Mit dem Partner Hund geht es durch den Agility-Parcours. Megan – stock.adobe.com

Agility – Hürden für Hund und Herrchen

Sebastian und seine Hündin Mara sind ein eingespieltes Team. Mara springt über Hürden, läuft über Wippen und rennt durch Tunnel, während Sebastian ihr den Weg weist. Zusammen haben die Border-Collie-Hündin und ihr Herrchen schon viele Urkunden und Medaillen gewonnen. Die beiden machen Agility, eine Sportart, die die Bindung zwischen Hund und Mensch auf eine sportliche Weise stärkt. Hierbei kommt es auf Geschicklichkeit und Schnelligkeit an. Der Hund bewältigt ohne Halsband und Leine einen Hindernis-Parcours. Der Halter führt seinen Hund, ohne ihn oder die Hindernisse dabei zu berühren. Um das zu schaffen, müssen Hund und Mensch ein eingespieltes Team sein und einander vertrauen.

„Mara ist sehr aktiv und langweilt sich schnell” erzählt Sebastian. „Spazierengehen und Ballspielen hat sie einfach nicht genug ausgelastet. Also habe ich nach einem Hundesportverein in der Nähe gesucht und eine Schnupperstunde für Agility ausgemacht. Da haben die Kommandos zwar noch nicht so gut geklappt, aber ich hatte viel Spaß und Mara war auch ganz aufgeregt. Also haben wir weitergemacht.”

Es folgte viel Training, die Hundebegleitprüfung und bald darauf die ersten Turniere. Für Sebastian ist das Training Sport und Hobby. Noch dazu ist „Agility“ ein willkommener Ausgleich zu seinem Job als IT-Fachmann. „Nach dem Training bin ich völlig ausgepowert, aber glücklich. Mit dem eigenen Hund ein erfolgreiches Team zu sein, macht mir unheimlich viel Spaß. Die Pokale sind die Krönung und eine schöne Bestätigung”, erzählt Sebastian begeistert.

  • Welche Hunde eignen sich für Agility?

    Agility ist grundsätzlich für jeden Hund geeignet, solange er gesund und fit ist. Ab einem Alter von zwölf Monaten kann man mit dem Training beginnen. Zur Sicherheit sollte ein Tierarzt den Hund vorher untersuchen. Bei einem Tier mit Gelenkerkrankungen sollte auf Agility verzichtet werden. An Turnieren können gesunde Hunde ab 18 Monaten teilnehmen, die zusammen mit ihrem Halter eine Begleithundeprüfung abgelegt haben. Trotzdem sollte natürlich auf die individuelle Entwicklung des Hundes geachtet werden, da nicht jeder Hund sofort für die großen Prüfungen geeignet ist, deshalb sollte immer das Tier sein individuelles Lerntempo vorgeben.

Eine Frau kämpft sich durch den Schlammparcours.
Gemeinsam mit Spaß und Freude sportlich durch den Matsch. N – stock.adobe.com

Tough Mudder – Teamgeist im Matsch

Hindernisläufe sind auch Isabelles Spezialität. Sie ist begeisterte Tough Mudderin.

Ein Tough Mudder Race ist ein Extrem-Hindernislauf, bei dem ein schlammiger Parcours mit mehreren Hindernissen durchquert werden muss. Die Teilnehmer müssen steile, rutschige Rampen überqueren oder durch enge Röhren rutschen, die in einem Eiswasserbecken enden. Auch ein Feld mit herabhängenden Leitungen, die den Läufern kräftige Stromstöße verpassen, zählt zu den Standardhindernissen. Tough Mudder ist schmutzig, anstrengend und manchmal schmerzhaft. Warum tut man sich das an?

„Ich weiß, es klingt verrückt, aber es macht wirklich Spaß”, lacht Isabelle. „Der Adrenalin-Kick ist schon cool. Das Schönste ist aber der Teamgeist unter den Tough Muddern. Es geht überhaupt nicht um Konkurrenz und Bestzeiten. Wenn dir die Kraft in den Armen versagt und du es einfach nicht alleine über das Hindernis schaffst, helfen dir sofort die Anderen. Manche Hindernisse können auch nur im Team überwunden werden, indem man zum Beispiel eine menschliche Pyramide baut. Und das Gefühl, über die Ziellinie zu laufen, das Gefühl, es geschafft zu haben – Wahnsinn!” Isabella hatte lange Zeit mit Sport nichts am Hut. Als Bürokauffrau sitzt sie viel am Schreibtisch. Durch den Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung brachte sie Ende 2014 bei 165 cm Körpergröße knapp 85 Kilo auf die Waage.

„Da wusste ich, ich muss was ändern. Ich stellte meine Ernährung um und begann mit dem Laufen. Anfangs schaffte ich gerade mal fünf Minuten am Stück. Nach einem Jahr konnte ich sechs Kilometer laufen, ohne total aus der Puste zu kommen. Ich hatte mein neues Hobby gefunden. Irgendwann sah ich dann einen Bericht über Tough Mudder und wollte mir selbst beweisen, dass ich das schaffen kann. Es klappte und seitdem nehme ich an mehreren Rennen im Jahr teil. Ein Hobby mit Suchtfaktor”, meint Isabelle.

  • Woher kommt Tough Mudder?

    Tough Mudder wurde von Will Dean und Guy Livingstone erfunden. Die beiden Engländer ließen sich vom Tough Guy Race (“Harter-Kerl-Rennen”) inspirieren – einem Hindernisrennen, das bis 2017 jährlich in Birmingham stattfand. Dean und Livingstone wollten aber keinen Wettbewerb mit Zeitnahme und Platzierungen, sondern einen Hindernislauf, der vor allem von Spaß und Teamgeist geprägt ist. Heute finden die matschigen Hindernisläufe auf der ganzen Welt statt und haben eine große Fangemeinde

Eine Schneekugel mit einem festlich geschmückten Tannenbaum erstrahlt im Schnee.

Wer kennt nicht die leuchtenden Kinderaugen, wenn der Schnee leicht in der Kugel herabrieselt. Doch Schneekugeln sind auch was für Erwachsene. Benedetto Riba – stock.adobe.com

Ein Haus voller Schneekugeln

Ungeachtet des breiten Angebots an neuen Freizeitaktivitäten erfreuen sich auch traditionelle Hobbys weiterhin großer Beliebtheit. Es sind vor allem Sammelleidenschaften, die heute noch eine große Bedeutung haben. So ist Heikes Hobby zwar deutlich weniger anstrengend, nimmt aber einen ebenso wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Die 37-Jährige Münchnerin sammelt Schneekugeln.

„Am Anfang war es ein Witz. Meine große Schwester ist viel gereist und machte sich einen Spaß daraus, mir die kitschigsten Schneekugeln als Souvenir mitzubringen. Aber was soll ich sagen, irgendwann fand ich Gefallen daran und habe auf Flohmärkten gezielt nach schönen Stücken gesucht”, lacht sie. In 20 Jahren haben sich über 1.500 Schneekugeln angesammelt. Sie stehen fein säuberlich aufgereiht in einem Anbau ihres kleinen Häuschens in der Münchner Vorstadt. „Ach, der Anbau. Als die Schneekugeln schon sämtliche Regale und Ablageflächen eingenommen hatten, hat mir mein Mann einen Bauplan vorgelegt und gesagt: Hier, für dein Museum. Da hätt’ ich ihn glatt nochmal heiraten können!”

Auf die Frage, ob sie denn ein Lieblingsstück hätte, zieht Heike zwischen einer Glaskugel mit filigraner Miniatur des Kölner Doms und einer großen Schneekugel mit Weihnachtskrippe ein ganz besonderes Einzelstück hervor: Ein einfaches umgedrehtes Marmeladenglas, aus dessen Deckelinnenseite eine kleine, schwer definierbare Knetfigur befestigt ist. Heike schüttelt das Glas vorsichtig, um den bunten Glitzer aufzuwirbeln. „Die hat mein Sohn selbst gemacht”, lächelt sie stolz.